Kein Unterricht meiner Schulzeit hat sich so eingebrannt wie die Stunden bei Dominique. Der Gang zu seinem Klassenzimmer, das mit skurrilen Gegenständen geschmückt war, aus dem man schon aus der Ferne wahlweise “Buena Vista Social Club” oder das Lied “Hasta Siempre” hörte und zu dem mitgepfiffen oder gesungen wurde. Dann ein Spruch, ein Strahlen und Dominique je nach Wetter mit Hemd oder Baskenmütze und immer guter Laune, hinter ihm an der Tafel die typisch französische Handschrift. Ganze 9 Jahre wiederholte sich genau diese Situation mehrmals die Woche, wir veränderten uns, wuchsen von Kindern zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen heran, aber dort blieb alles wie am ersten Tag.
Gleichzeitig nahm er uns durch sein beeindruckendes Engagement in die Welt außerhalb seines Klassenzimmers mit, in sein Heimatland Frankreich, Italien, Schweden und die Karibik, wurde vom Lehrer zum Kapitän und Freund. Wie so viele habe ich die letzten Tage mit alten Fotos und Gedanken an ihn verbracht, im engen Austausch mit Menschen, die genauso wie ich von diesen Erlebnissen geprägt wurden.
Es sind viele Erinnerungen, so viele dass man sie gar nicht aufzählen kann, analog, digital und im Kopf. Erst rückblickend wird mir bewusst, wie sehr er mich und auch so viele andere Schülerinnen und Schüler geprägt hat, selbst wenn sie gar keinen Unterricht bei ihm hatten.
Und bei allem Schock, all der Trauer und Nostalgie bleibt vor allem eins: Dankbarkeit. Eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass du mir so viel mehr beigebracht hast als dein Job als Lehrer es verlangt hätte. Dankbarkeit dich gekannt haben zu dürfen und Dankbarkeit über die unzähligen kleinen und großen Momente, der letzten 24 Jahre. Für die Begeisterung an der Welt, am Segeln, an alten Steinen und an der französischen Sprache und Kultur. Und für die tiefen Freundschaften, deren Grundstein durch den gemeinsamen Unterricht und außerschulische Aktivitäten gelegt wurde und in Momenten wie diesen so wertvoll sind.
Du hinterlässt eine große Lücke, nicht nur am EGW.
Merci!