Die Nachricht von Dominiques Tod in der vergangenen Woche hat mich tief getroffen und lässt mich ungläubig zurück. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann ist Dominique Imbert einer der Menschen, der mir immer sehr schnell in den Sinn kommt. Singend im Bus nach Sorrent, grinsend eine Tonscherbe zurück in die Erde steckend, die er bei der Ausgrabung in Saint Romain gar nicht hätte berühren sollen, Seeigel fischend im Golf von Neapel, sein donnerndes „Salut les monstres!“ zu Beginn einer jeden Stunde Französisch Bilingual, sein schier unerschöpfliches Repertoire an Spitznamen… Das war Monsieur Imbert für mich: Laut, très français, verschmitzt, hatte Ecken und Kanten, ein riesengroßes Herz und unglaublich viel Lebenslust. Neun Jahre hat mich Monsieur Imbert begleitet, meine komplette Schullaufbahn am Gymnasium. Viele meiner schönsten Erinnerungen sind mit ihm verbunden, kaum eine andere Person in meiner Schulzeit war für mich so eindrucksvoll wie Dominique. Von Lehrplänen hielt er nie allzu viel, beigebracht hat er mir und uns allen dafür umso mehr: Die Liebe für Fremdsprachen, den unschätzbaren Wert einer wirklich umfassenden Allgemeinbildung, was es bedeutet ein wahrer „Mensch von Welt“ zu sein und doch stets den Einzelnen nie aus dem Blick zu verlieren.
Die vergangene Woche hat mich viel nachdenken lassen. Ich habe meine alten Französisch Bilingual Hefte und Fotoalben durchblättert. Manchmal versteht man erst viele Jahre später, wie sehr eine Person einen selbst geprägt hat. Dank Dominique habe ich meine Liebe für die französische Sprache und für Frankreich entdeckt, mit ihm habe ich das erste Mal Paris gesehen, die Stadt in der ich später, während meines Studiums ein Jahr leben durfte. Noch immer frage ich mich, wo das griechische Restaurant in Montmartre war, in dem wir zum Abschluss unseres Paris-Austauschs alle zusammen gegessen und am Ende des Abends gemeinsam Sirtaki getanzt haben. Dominique natürlich auf dem Tisch. Heute bin ich selbst Französischlehrerin und ich kann nur hoffen, einen Bruchteil dessen an meine Schülerinnen und Schüler weiterzugeben, was Dominique mir vermittelt hat.
Dominique, tu laisses des traces au-delà de la mort. Je te remercie pour tout ce que tu as fait pour nous, tes élèves – tes ‹‹ monstres ››. Merci pour les précieux souvenirs créés ensemble. Ton départ me laisse sans mots. Nous ne t’oublierons jamais.
Bon voyage, Monsieur Imbert.
(Lisa Rath, Stuttgart)